Freitag, 16. November 2012

Bruno

POB/fok o'locos

Fremd dieser Zeit und fremd diesen Bergen
Fremd auch uns, die wir bald seine Art ausgerottet,
Und fremd selbst der eigenen Art sein Benehmen,
Kam Bruno der Bär bei uns angetrottet.
Er kam aus Trentino, war dort schon verrufen
Und er trieb in Tirol und in Bayern ab Mai
Sich herum, nicht berechenbar und auch nicht zu fassen.
Da gab man den Bären zum Abschuss frei.
Er hat unsre Ruhe und Ordnung bedroht.
Und bedroht schienen wir. Wir schossen ihn tot.
Schon die Mutter war ohne Rast und Respekt.
Die Herumtreiberei hatte sie ihn gelehrt
Und dass um die Häuser der Menschen sich leicht
Alles finden lässt, was ein Bär begehrt.
Krachend zersplittern Türen und Zäune,
Verlockender Duft aus Schuppen und Stall,
Erregende Panik wehrloser Beute
Der Mülleimer scheppernder Fall.
Er war verdorben, verstört und verroht.
Und verroht sind auch wir. Wir schossen ihn tot.
Nicht gerissen genug, die Menschen zu meiden,
Hat er voll Gier ihre Schafe gerissen
Und nahm aus der Herde nicht nur das eine,
Sondern vier und fraß nur einen Bissen.
Er nahm, was sich bot, ohne Maß und Ziel,
Er plünderte Honig und Bienenbrut
Und er raste in Hasen- und Hühnerställen
In Blutrausch und blinder Zerstörungswut.
Töten schien sein erstes Gebot.
So geboten auch wir. Und schossen ihn tot.
Finnische Bärenexperten mit Hunden
Sollten ihn stellen. Er tanzte sie aus.
Wanderer narrte er, plantschte im Soinsee,
Polterte frech um Hütte und Haus.
Er kam immer näher. Das war sein Verderben.
Wir hatten Angst. Wir hatten Macht.
Drei Jäger jagten im Rotwandgebirge.
Im Morgengrauen hat’s dreimal gekracht.
Er kam uns zu nah, ganz ohne Not.
Ohne Not war’n auch wir. Wir schossen ihn tot.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen